Die abenteuerliche Fahrt durch den Ngorongoro-Krater

Voll motiviert startet ein Teil unserer Reisegruppe bereits um 6 Uhr mit einer Joggingtour durch den Ort. Ich ziehe es mit einigen anderen dagegen vor, den Morgen gemütlicher anzugehen. In den nächsten Tagen werden wir zum Sonnenaufgang und zu frühmorgendlichen Pirschfahrten noch oft genug früh aufstehen. Etwa zur selben Zeit wie am Vortag brechen wir in Richtung des Ngorongoro-Kraters auf und lassen das Twiga Campsite und Mto wa Mbu schnell hinter uns. Nicht ohne uns für den Tag noch mit einer Ration roter Bananen auf dem Straßenmarkt einzudecken, die uns von Hilde empfohlen worden waren. Die Fahrt führt uns zunächst in Serpentinen recht steil bergauf über einen kleinen Pass und auch in der weiteren Folge sind einige Steigungen zu bewältigen. Unser betagter Landcruiser kommt dabei ganz schön ins Schnaufen. Häufig geht es gar nur im ersten Gang den Berg hinauf.

Straße von Mto wa Mbu zum Ngorongoro-Krater

Massai-Junge mit Karren

Verhängnisvolle Polizeikontrolle auf dem Weg zum Ngorongoro

Irgendwann auf dieser Fahrt werden wir von einer Polizeikontrolle angehalten. Der Beamte nimmt es diesmal besonders genau und kontrolliert akribisch, ob auch wirklich wie vorgeschrieben jeder im Auto angeschnallt ist. Währenddessen fahren zahllose Autos und Anhänger mit stehenden Insassen vorbei. Was von unserer Gruppe anfänglich niemand realisiert, ist dass der Motor während des Stopps ausgegangen ist. Das wird uns erst bewusst, als Lucas vergeblich versucht, die Maschine wieder zum Laufen zu bringen. Doch der Diesel will einfach nicht anspringen.

So beginnen die Polizisten, uns rückwärts den Berg hinab zu schieben. In der Hoffnung, dass der Rückwärtsgang schon ausreichen wird, um den Landcruiser wieder zum Leben zu erwecken. Doch außer unschönen Lauten aus dem Getriebe gibt das Auto keinen Muks von sich. Plötzlich fahren wir dann aber doch, und das auch noch bergauf. Ohne laufenden Motor. Was ist jetzt wieder los? Und siehe da, nach einem heftigen Ruck läuft auch der Motor wieder. Fröhlich winkend überholt uns ein anderer Safari-Jeep. Jetzt wissen wir, wofür die Stoßstangen hier gut sind!

Straße von Mto wa Mbu zum Ngorongoro

Die größte Raubtierdichte der Welt

Immer weiter geht es den Berg hinauf, bis wir schließlich das Ende der asphaltierten Straße und das Eingangstor zur Ngorongoro Conservation Area erreichen. Dort lässt Lucas den Motor während unseres Aufenthalts vorsichtshalber laufen. Die Registrierung nimmt eine ganze Weile in Anspruch und so vertreiben wir uns die Zeit bei einem kurzen Rundgang durch eine kleine Ausstellung mit Informationen zum Ngorongoro-Krater. Neben den zahlreichen Tierarten, die wir bislang zu sehen bekommen haben, hoffen wir hier auch darauf, endlich Löwen, Geparden und andere Raubtiere zu Gesicht zu bekommen. Immerhin gilt der Krater als einer der Flecken auf der Erde mit der höchsten Raubtierdichte.

Nachdem wir eingecheckt haben, geht es zügig immer weiter nach oben. Sowohl der Krater selbst, aber insbesondere der Kraterrand liegen deutlich höher als das Umland, sodass einige Höhenmeter zu bewältigen sind. Derweil diskutieren wir im Auto über die weitere Tagesplanung, die uns immer noch nicht ganz einleuchtet. Christian, Christopher und Franzi werden uns heute verlassen und später am Eingangstor des Nationalparks von einem Bus abgeholt, der sie zurück nach Arusha bringt. Bis zum Tor sollen sie von Lucas gefahren werden, während wir irgendwann in das andere Auto umsteigen sollen, um direkt zum Campingplatz zu fahren. Wann, wo und wie das aber alles geschehen soll, bleibt zunächst unklar. Wir nehmen es inzwischen aber gelassen und setzen darauf, dass schon wie an den beiden vergangenen Tagen irgendwann alles einen Sinn ergibt.

Beeindruckender Blick auf den Ngorongoro-Krater

Alles Rätselraten ist kurz darauf aber erst einmal vergessen. Begeistert sind wir vom Blick auf den Krater mit seinen rund 30 Kilometern Durchmesser, der sich uns von einem Aussichtspunkt auf dem rund 2300 Meter hohen Kraterrand bietet. Ein unwirklicher Ausblick auf eine surreal erscheinende Landschaft, die weit unter uns liegt. Wüsste man es nicht besser, könnte man fast meinen, man sei auf einem fernen Planeten gelandet.

Panorama auf den Ngorongoro-Krater

Panorama auf den Ngorongoro-Krater

Panorama auf den Ngorongoro-Krater

Über eine steil abfallende Schotterpiste zum Kratergrund

Obwohl der Krater schon so nahe schien, dauert es in der Folge noch über eine halbe Stunde, bis wir die eigentliche Eingangspforte erreichen. An diesem Tor halten wir noch einmal für ein schnelles Foto und um das Dach hochzuklappen an. Der weitere Weg führt uns spektakulär über eine steil abfallende und enge Schotterpiste hinab zum Kraterboden auf 1750 Metern über dem Meer. Gleich zu Beginn entdecken wir unzählige Gazellen, Zebras und Büffel. Von Raubtieren ist zunächst aber wieder einmal nichts zu sehen. Entschädigt werden wir dafür mit einem grandiosen Rundumblick auf die Landschaft, die uns auch von hier unten in ihren Bann zieht. Eine endlos erscheinende Ebene, in der Mitte des Kraters der Lake Magadi und rundherum die 600 Meter hohe Kraterwand. Und dank der Höhe gibt es hier auch weder Tsetsefliegen noch Anophelesmücken.

Gazellen im Ngorongoro-Krater

Vogel im Ngorongoro-Krater

Gazellen im Ngorongoro-Krater

Zebra im Ngorongoro-Krater

Kämpfende Gnus im Ngorongoro-Krater

Von faulenzenden Löwen und jagenden Hyänen

Eine halbe Stunde später entdeckt Christian dann tatsächlich in weiter Entfernung einen Löwen, der auf einem kleinen Hügel posiert. Wir nähern uns vorsichtig dem Objekt der Begierde. Bei näherer Betrachtung stellt sich heraus, dass nicht nur ein Löwe auf dem Felsen sitzt, sondern ein ganzes Rudel Jungtiere. Bald darauf müssen wir feststellen, dass nicht nur die Löwen im Rudel anwesend sind, sondern auch die Safari-Jeeps. Wir finden trotzdem noch einen guten Platz, von wo aus wir ungestört den Blick auf die Tiere genießen können.

Löwen im Ngorongoro-Krater

Löwe im Ngorongoro-Krater

Ngorongoro-Krater

Nicht ganz überraschend haben die Löwen in der prallen Mittagssonne aber wenig Lust, sich zu bewegen und faulenzen daher lediglich auf dem Hügel. Etwas aktiver sind da schon einige Nilpferde, die hier in großer Anzahl direkt vor uns in einem kleinen Tümpel liegen. Kein Vergleich ist die Zahl der Tiere aber im Vergleich zu den gefühlt tausenden Büffeln und Zebras, die unaufhörlich durch den Krater wandern. Und einmal umgedreht entdecken wir in großer Entfernung eine Hyäne, die es auf zwei Gazellen abgesehen hat. Jetzt haben wir das volle Programm!

Nilpferde im Ngorongoro-Krater

Nilpferde im Ngorongoro-Krater

Hyäne wartet auf Gazellen im Ngorongoro-Krater

Zebra Crossing?

Autopanne mitten im Ngorongoro-Krater

Nach so vielen Eindrücken sind wir erst einmal platt. Nicht ganz so platt allerdings wie unser Auto kurz darauf. Schon bei der Polizeikontrolle am Morgen lief der Motor bekanntlich nicht mehr rund. Auch später ist der Diesel bei zu wenig Gas mehrmals einfach ausgegangen. Und nun, mitten im Ngorongoro-Krater zwischen Löwen und Hyänen, geht plötzlich gar nichts mehr. Wir stehen am Rand einer Schotterpiste, die Sonne brennt über uns senkrecht vom Himmel hinab und um uns herum herrscht Totenstille. Lucas nimmt sich der Sache an. Schnell wird klar, etwas mit der Benzinzufuhr stimmt nicht. Irgendwo scheint ein Leck zu sein. Mal vor der Motorhaube stehend, mal neben dem Reifen sitzend, mal unter dem Auto liegend sondiert Lucas die Lage.

Wir fragen, ob wir irgendwie helfen können. Doch alles, was wir tun können, ist Ausschau nach Raubtieren zu halten. Denn Aussteigen aus dem Auto ist in diesem Krater nicht empfehlenswert. Nichtsdestotrotz nehmen wir die Sache inzwischen mit afrikanischer Gelassenheit. Hakuna Matata. Unsere Rettung lässt auch nicht lange auf sich warten. Schon bald kommen unsere Kollegen im zweiten Auto in Sicht. Fadhili, der bereits zwei Tage zuvor den anderen Wagen unterwegs wieder fit gemacht hat, ist auch diesmal erfolgreich. Gemeinsam mit Lucas klemmt er den defekten Tank Nummer eins ab und nutzt von nun an Tank Nummer zwei. Und siehe da, die Mühle läuft wieder ohne Wenn und Aber!

Ngorongoro-Krater

Vogel im Ngorongoro-Krater

Schlafende Löwen zum Greifen nah

Am Nachmittag bietet sich mit einigen Löwen, die diesmal direkt neben unserem Auto herumlaufen, noch ein weiterer Höhepunkt. Erschöpft von der heißen Sonne suchen sie neben unserem und den anderen herbeigeeilgten Fahrzeugen Schatten und nutzen die Gelegenheit für einen Mittagsschlaf. Kurz darauf endet unsere Fahrt durch den Krater an der Stelle, an der wir sie auch begonnen haben. Hier verabschieden wir uns von Christian, Christopher und Franzi, die mit Lucas in Richtung Gate aufbrechen. Unser Gepäck verladen wir in das Auto von Fadhili und schließen uns der anderen Gruppe für den Weg zum Campingplatz an. Unterwegs halten wir nach Nashörnern Ausschau. Fündig werden wir leider nicht, dafür ist der Blick über den Krater auf dem Weg nach oben noch einmal sehenswert.

Schlafende Löwin im Ngorongoro-Krater

Löwe im Ngorongoro-Krater

Vogel im Ngorongoro-Krater

Gazellen im Ngorongoro-Krater

Ngorongoro-Krater

Ngorongoro-Krater

Ngorongoro-Krater

Nächtliche Höhepunkte am Simba Campsite

Die Straße, die aus dem Krater herausführt, ist weitgehend gepflastert, sodass wir zügig vorankommen. Schon bald darauf treffen wir im Simba Campsite ein. Der Campingplatz befindet sich auf gut 2300 Meter Höhe direkt auf dem Kraterrand und bietet einen fantastischen Blick auf den Ngorongoro. Noch steht die Sonne über dem Horizont, doch hier oben weht bereits ein empfindlich kalter Wind. Nach Sonnenuntergang greife ich recht schnell zur Fleecejacke. Die sauberen, aber kalten Duschen tun ihr Übriges dazu, dass es ein kalter Abend wird. Doch da bin ich aus Neuseeland bereits Schlimmeres gewohnt.

Nachdem wir uns beim reichhaltigen Abendessen aufgewärmt haben, bereite ich noch eine letzte Amtshandlung für den heutigen Tag vor. Milchstraße fotografieren. Natürlich. Das darf auf keiner Reise fehlen. Und auch wenn der Mond heute hoch am Himmel steht, will ich es versuchen. Eine bessere Gelegenheit als hier oben bei der klaren Luft wird sich nicht mehr ergeben. Das Ergebnis ist nicht wirklich zufriedenstellend, denn der Mond ist einfach zu hell. Nichtsdestotrotz bin ich einigermaßen erstaunt, wie viel man dennoch von der Milchstraße erkennen kann. Aber im Hinterkopf bleibt trotzdem der Gedanke, was man alles hätte sehen können, wenn das Foto zwei Wochen früher oder später entstanden wäre …

Milchstraße und Vollmond am Simba Campsite am Ngorongoro-Kraterrand

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