Seit dem 13. Jahrhundert führte ein Saumpfad über die heutige Passhöhe zwischen dem Murgtal im Osten und dem Achertal im Westen des Nordschwarzwalds. Der Weg diente als Verbindung der Klöster Reichenbach und Allerheiligen durch das Rotmurgtal. Auf der Passhöhe fand sich ein großer Stein, auf dem die Reisenden ihre Traglasten ablegen und sich von den Mühen des Aufstiegs erholen konnten. Dieser Ruhestein gab der Passhöhe ihren Namen. Bis in die 1870er Jahre hinein stellte die Passhöhe die Grenze zwischen dem Großherzogtum Baden und dem Königreich Württemberg dar. Das erste Gebäude auf dem Pass entstand während dieser Zeit für Straßenbauarbeiter. Die Baracke wurde später zur Fuhrmannschenke ausgebaut und 1882 in ein Höhenkurhaus umgebaut. Damit begann auch die touristische Nutzung des Ruhesteins.
Die Skigebiete an der Schwarzwaldhochstraße
Heute liegt der Passübergang an der vielbefahrenen Schwarzwaldhochstraße und ist im Sommer wie im Winter ein beliebtes Ausflugsziel. Das ist insbesondere dem Ruhestein-Kombilift zu verdanken, der hier seit den 70er Jahren seine Runden dreht. Die erste touristische Seilbahnanlage entstand hier oben aber bereits über ein Jahrzehnt zuvor. Das Höhenhotel hatte es in dieser Zeit zu überregionaler Bekanntheit gebracht und zählte zu den besten Häusern im Nordschwarzwald. Um auch im Winter mehr Gäste anlocken zu können, begann man mit der Rodung des Ruhesteinhangs und dem Bau eines Skilifts. 1959 konnte schließlich der erste Ruhesteinlift eröffnet werden.
Im Laufe der Jahre siedelten sich zahlreiche weitere Skilifte entlang der Schwarzwaldhochstraße an. Die Konkurrenz war groß, sodass man sich dazu entschloss, den Skihang durch eine zweite Anlage zu erweitern. Im Winter 1973 konnte der zweite Ruhesteinlift erstmalig den Betrieb aufnehmen. Anders als die anderen Anlagen wurde er aber mit einer Besonderheit ausgestattet. Um auch im Sommer eine zusätzliche Attraktion bieten zu können, konstruierte man den Schlepplift so, dass er für Wanderer als Einersesselbahn betrieben werden kann. Das Prinzip des kombinierten Ski- und Sessellifts geht auf Ideen des Schweizer Schleppliftpioniers Ernst Constam zurück und ist Anfang der 70er Jahre eigentlich schon ein Auslaufmodell. Die ersten derartigen Anlagen waren bereits drei Jahrzehnte zuvor in den Alpen gebaut worden. Am Ruhestein funktioniert das Prinzip aber bis heute prächtig.
Ein Kombilift für den Ruhestein
Konstrukteur der Anlage ist die Firma Heuss, die in Deutschland während Jahrzehnten erfolgreich im Seilbahnbau tätig war. Viele Sesselbahnen des bayerischen Herstellers findet man heute jedoch nicht mehr – und der Ruhestein ist gar der letzte noch in Betrieb befindliche Kombilift in ganz Deutschland. Allein das macht die Bahn aus seilbahnhistorischer Sicht bereits zu einem fahrenswerten Ziel. Doch als Zubringer zu zahlreichen Wanderwegen mit schöner Aussicht auf den Nordschwarzwald lohnt sich eine Fahrt auch für alle Nicht-Seilbahnfans. Knapp 100 Höhenmeter überwinden die Sessel auf einem halben Kilometer Streckenlänge.
Bei Schleppliftbetrieb im Winter ist die gefahrene Strecke etwas kürzer, da sich der Abwurfhügel für die Bügel bereits etwas unterhalb der Ausstiegsstelle während der Sommermonate befindet. Angetrieben wird der Kombilift in der Talstation und überwindet auf einer Fahrt sieben Zwischenstützen. Von der Bergstation aus bietet sich auch ein schöner Blick auf das mittlerweile auf eine stattliche Größe angewachsene Freizeitzentrum am Ruhestein. Insbesondere die große Ruhesteinschanze am Gegenhang sticht hier ins Auge.
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Felix ist Fotograf und Autor, spezialisiert auf Landschafts- und Reisefotografie und zu Hause im Saarland und der ganzen Welt. Wenn er nicht gerade in der Natur oder den Bergen unterwegs ist, schreibt er hier über seine Reisen, die Fotografie oder über sein liebstes Fortbewegungsmittel, die Seilbahn.