Sonnenaufgang über der Tasmansee
Der nächste Morgen begrüßt mich mit einem grandiosen Sonnenaufgang über der Tasmansee. Hinter Sydney wird es langsam hell und die Sonne erleuchtet das dichte Nebelmeer unter mir. Kurze Zeit später wird das Frühstück serviert. Wieder in recht üppiger Form mit Croissant, Organgensaft, Obstsalat und einer etwas ungewöhnlichen Kombination aus Omelett, Kartoffeln und einer Bratwurst. Passt alles nicht so wirklich zusammen. Dafür fühle ich mich beim Betrachten des original Schweizer Joghurts aus Luzern schon wieder fast zu Hause.
Landeanflug auf Auckland
Schon eine Dreiviertelstunde früher als im Zeitplan vorgesehen setzt meine Maschine zum Landeanflug auf Auckland an. In einem weiten Bogen überqueren wir Neuseelands Nordinsel, die hier weniger als 100 Kilometer Breite misst, und nehmen Kurs auf den Flughafen. Im Anflug wundere ich mich über den ungewöhnlich lange andauernden Tiefflug. Zudem ist deutlich zu spüren, wie das Flugzeug immer wieder stark beschleunigt. Auch kurz vor der Landung ist nochmals deutlich eine Beschleunigung zu vernehmen. Der Aufprall ist so hart, dass das Flugzeug noch einmal abhebt und erst nach einer „zweiten“ Landung ganz am Ende der Landebahn zum Stehen kommt. Ich bin kein Flugexperte, aber das kann so nicht geplant gewesen sein.
So bin ich froh, wieder festen Boden unter den Füßen zu haben, als ich den Airbus verlasse und Richtung Zoll marschiere. Der Beamte ist ausgesprochen freundlich und befragt mich zu meinen Angaben, die ich auf dem Einreiseformular angegeben habe. Letztlich ist er zufrieden, drückt mir den Stempel für das dreimonatige Besuchervisum in den Reisepass und verabschiedet mich mit den Worten: „Welcome to New Zealand, Felix“. Bin ja mal gespannt, ob mich der deutsche Zoll im Mai auch wieder so freundlich zurück empfängt! Vorbei an einigen Geschäften geht es als nächstes zur Kofferrückgabe, wo ich meine Tasche glücklicherweise vollständig und unversehrt wieder in Empfang nehmen kann.
Anschließend mustert mich ein weiterer Officer der „New Zealand Biosecurity Control“. Er fragt mich nochmals, ob ich auch wirklich kein Essen, keine Pflanzen oder irgendwelche Schädlinge nach Neuseeland importieren will. Schließlich hat er auch an meinen frisch geputzten Wanderschuhen nichts zu beanstanden. Und so stehe nach einem weiteren Scan der Koffer auf potentiell gefährliche Inhalte ohne die angedrohte Strafe von 400 NZD am Ausgang des Flughafens Auckland.
Lost in Auckland
Dort wechsele ich als allererstes meine SIM-Karte. Für Neuseeland und Australien habe ich mir zwei Prepaid-Karten mit jeweils 3 GB Datenvolumen gekauft, um wenigstens die Möglichkeit zu haben, meine E-Mails von unterwegs abzurufen, kurz ins Internet zu gehen und im Notfall telefonieren zu können, ohne gleich ein Vermögen loszuwerden. Freies WLAN ist hier unten ein absolutes Fremdwort. Wenn man Glück hat und es überhaupt WLAN gibt, dann nur mit Volumenbeschränkung und exorbitanten Preisen. Auf Campingplätzen zwischen 50 und 250 MB für 5 bis 10 NZD.
Im zweiten Anlauf bucht sich mein Handy dann auch tatsächlich ins Netz ein und das Internet funktioniert. Während ich noch mit dem Handy beschäftigt bin, bietet mir ein Mann gleich einmal einen Kaffee an, den ich aber dankend ablehne. Als nächstes mache ich mich auf zum Mietwagenverleih, der sich genau am anderen Ende des Flughafens befindet. Zwar hätte ich mir auch ein Taxi nehmen können. Aber nach der vielen Sitzerei im Flugzeug tut ein kleiner Fußmarsch gerade bei dem heutigen schönen, warmen Wetter gut. Die Formalitäten sind relativ schnell erledigt und für die Autofähre von der Nord- auf die Südinsel buche ich auch gleich ein Ticket für den ersten April. Nach einer kleinen Einführung in die Besonderheiten meines kleinen Campervans trete ich die erste Fahrt in meinem zu Hause für die nächsten sieben Wochen an.
Start ins Leben als Langzeitcamper
Der neuseeländische Linksverkehr ist zunächst etwas gewöhnungsbedürftig und fordert gerade bei dem starken Verkehr rund um den Flughafen äußerste Konzentration. Etwas nördlich vom Flughafen lege ich dann aber auch schon gleich einen ersten Stopp an einem Supermarkt ein, um mich für die nächsten Tage mit ein paar grundlegenden Dingen einzudecken. Nudeln, Reis, Gewürze, Wasser, Salat und einige andere Dinge sind schnell im Einkaufswagen gelandet. In der Folge kaufe ich mir im angrenzenden Campingfachgeschäft noch einen Wasserkanister. Unschlüssig bin ich dagegen, ob ich mir auch eine kleine chemische Toilette besorgen soll. Mein Campervan ist nichts anderes als ein umgebauter Hochdachkombi mit Bett und kleiner Küchenzeile im Kofferraum. Eine Toilette ist daher nicht eingebaut.
Für die ersten Tage spielt das allerdings auch keine allzu große Rolle, denn der Campingplatz, von dem aus ich in den nächsten beiden Tagen Auckland erkunden möchte, zählt zu den besser ausgestatteten und sollte daher auch saubere Toiletten bieten. Im Avondale Motorpark, in einem südlichen Vorort von Auckland gelegen, parke ich meinen Van auf einem Zeltstellplatz für die nächsten drei Nächte. Da das Auto ohnehin keinen externen Stromanschluss besitzt, kann ich auf die teureren Camper-Stellplätze verzichten. Strom gibt es nur via Bordsteckdose und Spannungsumwandler für den Laptop, alle restlichen Geräte können aber per USB auch an einer zweiten Batterie aufgeladen werden, die gleichzeitig auch einen kleinen Kühlschrank und die Innenbeleuchtung betreibt.
Endlich angekommen
Vom Camper an sich bin ich nach einer eingehenden Betrachtung eher weniger begeistert. Das Konzept mit Küche im Kofferraum und kombinierbarem Wohn- / Schlafbereich ist zwar prinzipiell gut durchdacht. Mit Koffer, Getränken und Nahrungsmitteln ist allerdings gleich so wenig Platz, dass man eigentlich immer irgendetwas nach draußen stellen muss, wenn man sich innen bewegen will. Für mich alleine ist die Größe noch gerade akzeptabel. Wie hier allerdings zwei Leute unterkommen sollen, ist mir ein wenig rätselhaft. Etwas angesäuert bin ich zudem über den Zustand der Küche. Einerseits eine Unverschämtheit vom Vormieter, das Auto in einem derart dreckigen Zustand zurückzugeben. Andererseits aber auch vom Vermieter nicht in Ordnung, den Wagen so weiterzugeben.
So befülle ich erst einmal auf umständliche Weise den Wassertank, ehe ich die Küche komplett reinige. Das stellt mit dem winzigen Waschbecken keine einfache Angelegenheit dar. Als ich fertig bin, ist es auch schon 19 Uhr und da ich keine große Lust mehr habe, mir jetzt noch etwas zu kochen, gibt es nur ein Sandwich zum Abendessen. Glücklicherweise macht sich dafür der Jetlag in keiner Weise bemerkbar. Genau genommen habe ich nicht einmal den Eindruck, dass sich überhaupt irgendetwas verschoben hat. Den ganzen Tag über war ich hellwach und nun kommt mir das Schlafengehen gerade recht. Genau wie sonst auch.
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Felix ist Fotograf und Autor, spezialisiert auf Landschafts- und Reisefotografie und zu Hause im Saarland und der ganzen Welt. Wenn er nicht gerade in der Natur oder den Bergen unterwegs ist, schreibt er hier über seine Reisen, die Fotografie oder über sein liebstes Fortbewegungsmittel, die Seilbahn.