Eigentlich habe ich mir erhofft, an diesem Morgen ein paar Sonnenaufgangsfotos in der Bucht von Tapotupotu zu machen. Aber dann ist mir aufgefallen, dass das Meer doch eher in Richtung Norden liegt, auch wenn ich mich hier an der Ostküste befinde. Als ich aufstehe, hat es ohnehin relativ dichte Wolken. So lasse ich es gemütlich angehen und überlege, ob ich noch ein wenig bleiben soll. Mit dem 10-Uhr-Checkout werden die das hier wohl nicht so ganz ernst nehmen. Wo doch das Bezahlen per Einwurf in einen Briefkasten sowieso auf Vertrauensbasis funktioniert.
Tja, denkste. Um Punkt 10 Uhr kommt natürlich ein Campingwart vorbei und sorgt für Ordnung. So packe ich meine Sachen schnell zusammen und mache mich wieder über die steile Schotterstraße auf den Weg zurück. Am Ausgang des Campingplatzes stoße ich dann auch auf die Duschen, die ich gestern im Dunkeln nicht gefunden habe. Aber egal, dann gibt es halt erst heute Abend die nächste Erfrischung.
90 Mile Beach
Kilometermäßig ist für den heutigen Tag nicht allzu viel geplant, da ich endlich einmal etwas früher am nächsten Campingplatz ankommen will, um meine Fotos zu ordnen und zu bearbeiten. Zunächst geht es auf dem gleichen Weg wie am Vortag zurück. Bis ich kurz hinter dem Örtchen Pukenui nach rechts abbiege, wo ein Wegweiser Richtung 90 Mile Beach meine Aufmerksamkeit erlangt. Der 90 Mile Beach ist ein schier endlos erscheinender Strand, über den eine offizielle Straße von Nord nach Süd führt. Diese darf ich zwar mit meinem Fahrzeug nicht fahren, da gemäß Berichten im Internet schon des Öfteren Touristen dort im wahrsten Sinne des Wortes „gestrandet“ sind. Aber zumindest bis zum Strand hin sollte es kein Problem sein.
Nach wenigen Kilometern endet allerdings die asphaltierte Straße und geht in eine halb weggespülte Schotterpiste über. So wende ich lieber und halte nach anderen interessanten Zielen am Wegrand Ausschau. Zum ersten Mal seit Tagen regnet es auch wieder, allerdings nur unregelmäßig und kurzzeitig. Bereits kurz vor Awanui scheint bereits wieder die Sonne. Dort entdecke ich dann abermals einen Wegweiser Richtung 90 Mile Beach und diesmal komme ich auch tatsächlich am Strand an.
Zu meinem Erstaunen ist entlang dieser „Straße“ tatsächlich ein für neuseeländische Verhältnisse ungeheurer Betrieb. Touristen sind dafür nur wenige auszumachen und so lege ich auf einem fast leeren Parkplatz hinter einer Sanddüne eine kleine Mittagsrast ein. Irgendwie muss ich endlich einmal das grauenhaft schmeckende Toastbrot aufbrauchen, das ich mir fälschlicherweise im Supermarkt gekauft habe.
Zurück zur Ostküste
In Awanui biege ich schließlich nach links in Richtung Ostküste ab, wo ich noch bis zur Bay of Islands fahren will. Diese Bucht zählt zu den beliebtesten Urlaubsregionen in Neuseeland mit zahlreichen Stränden und einer breiten Palette an Freizeitaktivitäten. Die Strecke dorthin ist landschaftlich mal wieder nicht unbedingt eintönig, aber doch wenig abwechslungsreich, wie das schon auf der Hinfahrt weiter westlich der Fall war. Es reiht sich Kurve an Kurve, Kuppe an Senke und Farm an Farm. Eigentlich will ich unterwegs öfters einmal für ein Foto anhalten. Doch die wenigen Haltebuchten liegen alle so unglücklich, dass man von dort nur Bäume oder Stromleitungen im Bild hat.
In der Nähe von Kerikeri fahre ich noch zu einem kleinen Park, wo kurioserweise jede Menge krähende Hähne über den Parkplatz laufen. Der Park erinnert an einen englischen Garten mit jeder Menge Enten und anderer Vögel. Die aufziehenden Regenwolken und die schwülheiße Luft veranlassen mich dann aber zu einer zügigen Weiterfahrt nach Paihia. So wahnsinnig vom Hocker reißt mich diese Region irgendwie nicht.
Angekommen in der Bay of Islands
Hinter Paihia erreiche ich wie geplant einen Campingplatz direkt am Meeresufer. Nicht so schön preiswert wie gestern, dafür gibt es aber wieder warme Duschen und normale Toiletten. Und – man höre und staune – unbegrenzt freies WLAN. Das ist hierzulande so außergewöhnlich, dass es schon an der Straße mit einem großen Schild beworben wird. Funktionieren tut es dann allerdings mehr schlecht als recht, aber immerhin kann ich ein paar E-Mails versenden und meinen Blog aktualisieren. Mit dem Hochladen neuer Fotos habe ich allerdings keinen wirklichen Erfolg. Für acht Megabyte dauert der Upload über drei Stunden.
Auch mit dem Kochen klappt diesmal nicht alles reibungslos, denn während ich Kartoffeln für ein Bauernomelett zubereite, segnet die Gaskartusche das Zeitliche und beim Wechseln verklemmt sich die Öffnung der neuen Flasche, sodass eine große Menge flüssiges Butan ausläuft. Nach eineinhalb Stunden ist das Essen dann endlich fertig, aber damit wieder viel zu spät, denn wieder schaffe ich es nicht vor Einbruch der Dunkelheit, alle Türen vom Camper zu schließen. So besteht meine abendliche Aufgabe erneut darin, auf Stechmückenjagd zu gehen.
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Felix ist Fotograf und Autor, spezialisiert auf Landschafts- und Reisefotografie und zu Hause im Saarland und der ganzen Welt. Wenn er nicht gerade in der Natur oder den Bergen unterwegs ist, schreibt er hier über seine Reisen, die Fotografie oder über sein liebstes Fortbewegungsmittel, die Seilbahn.
Lieber Felix, mit Begeisterung lesen wir Deine Berichte und bekommen bei den tollen Bildern FERNWEH :) Weiterhin gute Fahrt, tolle, imposante Erlebnisse und …rasche Besserung für Deine Blase.
Grüße aus der stürmischen, kaltenHeimat
Sabine Thomas Constanze