Obwohl ich nach den Aufnahmen von der Milchstraße, Tagebuch schreiben und der Bearbeitung einiger Fotos erst gegen Mitternacht ins Bett gehe, stehe ich am nächsten Morgen schon früh wieder auf. Ich möchte endlich die ersten Texte und Fotos auf meinen Blog stellen. Eigentlich sollte dafür auch das mobile Internet von meiner Prepaid-SIM-Karte ausreichen. Doch der Netzbetreiber erlaubt kein Tethering, sodass ich mein Handy nicht als WLAN-Hotspot nutzen kann. Sehr ärgerlich, denn dafür hatte ich mir die Karten extra besorgt. Für 2 NZD gönne ich mir daher sage und schreibe 250 MB WLAN auf dem Campingplatz, die ich nun noch aufbrauchen will. Bei der Abfahrt gegen 10 Uhr fülle ich noch einmal den Wassertank auf und verarzte meine inzwischen leider etwas entzündete Blase am Fuß. Irgendwo unterwegs will ich dann noch in einer Apotheke vorbeischauen und mir für alle Fälle ein Desinfektionsmittel und eine Salbe besorgen.
Dem Äquator entgegen
Von Baylys Beach geht es in der Folge über kurvenreiche Straßen immer weiter nach Norden. Oder besser gesagt in Richtung Äquator, denn „Norden“ klingt für einen Mitteleuropäer ja irgendwie so gar nicht nach warmen und sonnigen Gefilden. Nach einer langen Fahrt mit kurzer Mittagsrast zwischendurch erreiche ich schließlich Kaitaia, wo ich die ersehnte Apotheke ansteuere. Dank meiner Offline-Navigation auf dem Handy ist das glücklicherweise kein Problem. Mit Online-Navigations-Apps kommt man in Neuseeland aufgrund der schlechten Netzabdeckung nämlich nicht weit.
Angekommen am Cape Reinga
Nach einem ersten Tankstopp in Awanui, der letzten größeren Stadt vor dem „Nordkap“ Cape Reinga, geht es über unzählige Kilometer und ebenso viele Kurven und Kehren schlussendlich zum Parkplatz am nördlichsten Leuchtturm Neuseelands. Da mein rechter Fuß schon beim Anziehen der Wanderschuhe schmerzt, geht es stattdessen in Flip-Flops den gut ausgebauten Weg zum Leuchtturm hinunter. Dort genieße ich bei äußerst windigen Bedingungen einen großartigen Blick auf die endlos erscheinende Tasmansee und den Pazifik. Diese gehen hier an dieser Stelle ineinander über.
Einige Minuten sehe ich der atemberaubenden Szenerie zu und höre das Rauschen der Wellen, die rund 100 Meter weiter unterhalb gegen die schroffen Felsen klatschen. Eigentlich ein unwirtlicher Ort, und gerade deshalb irgendwie faszinierend, trotz der überaus gut ausgebauten Infrastruktur. Dieser Punkt ist mir in der Zwischenzeit schon häufiger in Neuseeland aufgefallen. Die Natur ist absolut einmalig. Aber irgendwie ist zumindest hier im Norden alles derart auf den Tourismus eingestellt, dass man sich bei den ganzen Reglementierungen eher so vorkommt, als wenn man zwischen sich und der Natur noch eine Art Schaufenster hätte.
Naturerlebnis in der Tapotupotu-Bucht
Richtig natürlich wird es dagegen am Nachmittag, als ich den Tapotupotu Campground ansteuere, Neuseelands nördlichsten Campingplatz. Dieser wird von der Umweltbehörde Department of Conservation (DOC) betrieben und ist lediglich mit einfachsten sanitären Anlagen ausgestattet. Dafür liegt er direkt malerisch an einer Bucht an der Pazifikküste und ist nur über eine spektakuläre, enge Schotterstraße erreichbar. In meinen Mietwagenbedingungen steht eigentlich, dass ich nicht auf Schotterstraßen fahren darf, außer bei einem „reasonable amount to public campgrounds“. Zwei Kilometer sehe ich mal noch als „reasonable“ an. Zumal ich ohenhin nicht ganz nachvollziehen kann, wo nun genau der Unterschied zwischen einer gut ausgebauten Schotterstraße und einem unbefestigten Campingstellplatz auf einer Wiese sein soll, die ich ja logischerweise auch befahren darf.
Nicht einmal Handyempfang gibt es hier unten in der Bucht, wie ich bei der Ankunft feststelle. Jetzt bin ich also wirklich in der Natur angelangt! Der schon gut besetzte Platz liegt in der Nachmittagssonne, Möwen kreischen auf den umliegenden Wiesen und aus dem Kofferraum heraus sehe ich den Pazifik. Und das alles für gerade einmal 6 NZD! Dafür gibt es zwar nur kalte Duschen und eine Trockentoilette, aber mehr benötige ich auch überhaupt nicht. Gegen Abend füllt sich der Platz immer weiter und so stehen die Camper dicht an dicht gedrängt, als ich mir gegen 18.30 Uhr mein Abendessen zubereite. Heute Abend gibt es Hühnchensteaks, die ich eigentlich schon gestern braten wollte, aber zugunsten des Sonnenuntergangs dann doch im Kühlschrank gelassen habe.
Nach dem Essen ist es auch schon schnell wieder dunkel, sodass ich mich vor den Stechmücken retten will. Aber auch heute bin ich wieder nicht ganz erfolgreich. So verzichte ich darauf, noch ausgiebig Fotos zu bearbeiten und lösche alle vorhandenen Lichtquellen, um halbwegs ruhig schlafen zu können.
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Felix ist Fotograf und Autor, spezialisiert auf Landschafts- und Reisefotografie und zu Hause im Saarland und der ganzen Welt. Wenn er nicht gerade in der Natur oder den Bergen unterwegs ist, schreibt er hier über seine Reisen, die Fotografie oder über sein liebstes Fortbewegungsmittel, die Seilbahn.