Davos – Jakobshorn • Vorweihnachts-Genuss

Alle Jahre wieder … derselbe Mist an Weihnachten. Irgendwie scheint es einfach die Regel geworden zu sein, dass man sich auch über die Festtage an grünen Hügeln und Bergen erfreuen darf. Also stellt sich auch dieses Jahr für mich wieder dieselbe Frage wie immer. Wo waren die Schneekanonen produktiv genug, um die ersten Schwünge des Winters in das weisse Gold zu ziehen? Gut, genau genommen war ich im Oktober ja schon auf einigen österreichischen Gletschern unterwegs und habe die Saison einläuten können. Aber irgendwie ist das Herumrutschen auf den pickelharten und überfüllten Eisbahnen auch nicht so das Wahre. Ein bisschen Pulverschnee wäre daher im Dezember schon ganz nett. Aber man muss es eben nehmen, wie es kommt.

Aufbruch zum Jakobshorn

Nachdem ich in den vergangenen beiden Jahren jeweils das Engadin aufgesucht habe, geht es dieses Mal nach Davos. Immerhin ist es im Gegensatz zum letzten Jahr wenigstens so kalt, dass die Schneekanonen seit November auf vollen Touren laufen können. Das Jakobshorn meldet Vollbetrieb inklusive geöffneter Talabfahrt – das tönt schonmal gut! Und wenn es schon keinen Naturschnee hat, kann ich mich in der Woche vor Weihnachten zumindest über strahlenden Sonnenschein und gänzlich leere Pisten freuen.

Zur Geschichte des Skigebiets

Die Anfänge

Das Jakobshorn ist heute so etwas wie der Hausberg von Davos. Die ersten Hänge des heutigen Skigebiets wurden 1934 vom ersten Schlepplift der Schweiz erschlossen – dem Bolgenskilift, konstruiert von Ernst Constam. Während in den anderen Davoser Skigebieten fleissig weitere Skilifte und Seilbahnanlagen errichtet wurden, blieb der Bolgenhang lange Zeit die einzige Piste am Fusse des Jakobshorns, die mit einer Aufstiegshilfe erreicht werden konnte. Das änderte sich im Jahr 1954, als die Firma Von Roll eine Luftseilbahn auf die knapp 2.000 Meter hohe Ischalp konstruierte.

Eine zweite Sektion zum Brämabüel konnte im selben Jahr durch die Firma Karl Brändle eröffnet werden. Die Anlage wurde im Sommer als Einersesselbahn und im Winter als Schlepplift betrieben. Als Besonderheit besass die Anlage Doppelstützen, die es erlaubten, noch eine parallele Anlage zur Erweiterung der Förderleistung anzuhängen. Doch bevor es dazu kam, wurde zunächst vier Jahre später der Jakobshorn-Gipfel mit einer Luftseilbahn erschlossen. Ungewöhnlich war der Hersteller keiner der namhaften Schweizer Konstrukteure, sondern die deutsche Firma Ernst Heckel. Als Erweiterung kam südlich des Jakobshorns noch ein längerer Schlepplift auf der Clavadeler Alp hinzu. Konstrukteur war an dieser Stelle die Firma Oehler. 1960 wurde die Bergstation des Schlepplifts mit dem Jakobshorn-Gipfel durch eine kurze einspurige Luftseilbahn verbunden. Hier kam wie schon bei der Bahn zur Ischalp wieder die Firma Von Roll zum Zug.

Erweiterungen in den 60er und 70er Jahren

In den 60er Jahren konnte die Firma Oehler noch zahlreiche weitere Schlepplifte am Jakobshorn erstellen. 1961 wurde in der Nähe des Bolgenskilifts nach Carjöl eine weitere kurze Übungsanlage erstellte, ein Jahr darauf folgte eine Erweiterung durch ein Exemplar am Jatzhorn. 1965 wurde der Brämabüel-Schlepplift schliesslich wie vorgesehen durch eine Parallelanlage ergänzt und 1967 ersetzte Oehler schliesslich den inzwischen 33-jährigen Bolgenskilift durch eine neue Anlage.

Die Luftseilbahn zur Ischalp stellte bis in die 70er Jahre den einzigen Zubringer zu den Hängen am Jakobshorn dar und war dementsprechend mehr und mehr überlastet. Daher erfolgte in den Jahren 1971 bis 1972 eine erneute Erweiterung der Seilbahn-Infrastruktur. Diesmal war es die Firma Habegger, die den Übungslift Geissloch im Tal, die Sesselbahn Fuxägufer als zweiten Zubringer und den Schlepplift Usser Isch als Beschäftigungsanlage erstellte. Letzterer wurde wiederum derart konstruiert, dass man ihn bei Bedarf auch noch um eine Parallelanlage ergänzen könnte. 1976 erstellte die Firma Städeli schliesslich noch eine kurze Übungsanlage an der Bergstation des Schlepplifts Jatzhorn.

Ersatzanlagen und Erhöhung der Förderleistung

Damit war das Jakobshorn vollständig ausgebaut. In der Folge kamen keine weiteren Neuerschliessungen mehr hinzu, vielmehr konzentrierte man sich auf den Ersatz bestehender Anlagen. 1984 ersetzte Garaventa die Heckel-Pendelbahn zum Jakobshorn, vier Jahre darauf erstellte die Firma aus Goldau auch einen neuen Schlepplift am Brämabüel, der die bestehenden beiden Anlagen ersetzte. Da man mit der Luftseilbahn zum Jakobshorn eine ganzjährig nutzbare Anlage besass, wurde der neue Schlepplift Brämabüel ohne die Möglichkeit erstellt, ihn im Sommer als Sesselbahn zu nutzen. In den 90er Jahren wurden auch die Oehler-Schlepplifte auf der Clavadeler Alp und am Jatzhorn durch neue Garaventa-Exemplare ersetzt, genau wie der Schlepplift Geissloch. 1995 wichen auch der Schlepplift Carjöl und die Sesselbahn Fuxägufer einem Kompaktexpress aus Goldau mit einer Kurvenstation. 1997, 1998 und 1999 folgte schliesslich der Ersatz der Schlepplifte Usser Isch, Clavadeler Alp und Jatzhorn durch Doppelmayr-Sesselbahnen.

Lange Zeit blieb es daraufhin ruhig in Sachen Bautätigkeit am Jakobshorn, bis der Schlepplift Brämabüel ebenfalls durch eine Sesselbahn ersetzt wurde. 2014 erfolgte die bislang letzte Investition in neue Seilbahnen in Form der Luftseilbahn Davos-Ischalp. Die neue Anlage ersetzte die 60-jährige Von-Roll-Luftseilbahn auf gleicher Strecke.

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Ein erster Blick am Morgen auf die Luftseilbahn zur Ischalp, die im Gegensatz zum Vorgänger nur noch eine Stütze besitzt. Es ist kalt, aber Schnee liegt nur wenig.

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Mangels Alternative geht es von der Ischalp gleich weiter mit der zweiten Sektion Luftseilbahn auf das Jakobshorn. Die Pisten am Brämabüel sind beschneit, frisch präpariert und waren in den Tagen zuvor auch schon geöffnet, heute steht die Sesselbahn aber still. Den vollen Preis für die Tageskarte verlangt man trotzdem. Im Hintergrund der inzwischen gewohnte Dezember-Blick auf schneefreie Hänge mit einem weissen Band – die Talabfahrt von der Parsenn nach Davos.

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Je nachdem, wie man das Motiv wählt, sieht es aber doch nach Winter aus.

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Auch der Blick auf die Pisten am Jakobshorn ist durchwegs winterlich. Hier die kurze Verbindungspendelbahn zum Gipfel. Im Volksmund wird sie Güggelbähnli genannt.

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Der einzige verbliebene Schlepplift, abgesehen von den beiden Übungsanlagen im Tal, hört auf den Namen Jatz Junior und ist eine Konstruktion von Städeli.

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Der kurze Schlepplift bedient den Funpark des Skigebiets.

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Wer nicht gerade auf Schanzen abfährt, dem kommt die Sesselbahn Jatzhorn deutlich mehr gelegen. Die kuppelbare Vierersesselbahn von Doppelmayr ersetzte 1999 einen gerade einmal neunjährigen Schlepplift von Garaventa. Dieser ersetzte wie angesprochen ein Exemplar von Oehler, das allerdings deutlich länger seinen Dienst verrichtete.

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Das Trassee des Schlepplifts ist gerade bei der dürftigen Schneelage noch gut erkennbar.

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Die Strecke ist eher unspektakulär, die Bahn überwindet aber stattliche 400 Höhenmeter. Auch die Piste dazu ist sehr ansprechend.

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Die nächste Anlage ist das Arbeitstier schlechthin im Gebiet – die Sesselbahn Clavadeler Alp-Jakobshorn. Aber an diesem Tag in der Vorweihnachtszeit herrscht auch hier gähnende Leere. Mir soll’s recht sein!

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Die Sechsersesselbahn von Doppelmayr überwindet wie das ein Jahr jüngere Pendant am Jatzhorn gut 400 Höhenmeter, ist aber bedeutend länger und dementsprechend flacher. 1998 ersetzte die Bahn einen – festhalten – erst fünf Jahre zuvor neu gebauten Garaventa-Schlepplift. Was für eine langfristige Investition!

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Das Trassee des Vorgängers ist noch deutlich sichtbar. Der Schlepplift endete direkt an der Talstation der kurzen Güggelbahn zum Jakobshorn-Gipfel. Dass man den Oehler-Schlepplift von 1958 im Jahr 1993 ersetzte, ist ja nicht allzu erstaunlich. Warum man aber nur fünf Jahre später schon wieder eine neue Anlage baute, ist mir ein wenig rätselhaft.

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Ausblick von der Bergstation.

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Als nächstes folgt ein kleiner Abstecher ins Tal. Die Talabfahrt Gämpen ist dank Beschneiung ebenfalls bereits geöffnet. Die Abfahrt verläuft mehrheitlich serpentinenartig bergab, ist aber im Wald ganz nett zu fahren. Am Ende taucht die Zwischenstation der Fuxägufer-Sesselbahn auf.

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Der untere Teilabschnitt von Davos nach Carjöl ist eher flach und dient vor allem Anfängern für Wiederholungsfahrten.

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Nach der Zwischenstation, in der nur bergseitig ausgestiegen werden kann, wird die Strecke deutlich steiler. Auf diesem Teilabschnitt stand zuvor die angesprochene Habegger-Sesselbahn.

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Nach der steilen Strecke durch den Wald geht es kurz vor der Bergstation wieder etwas flacher zu und her. Linker Hand taucht die Sesselbahn Usser Isch auf, während die Sesselbahn über die Bergstation ihres Vorgängers Richtung Fuxägufer führt.

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Aussicht vom Fuxägufer.

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Weiter geht es mit der Sesselbahn Usser Isch. Die Anlage war 1997 die erste aus Österreich am Jakobshorn und ersetzte einen Habegger-Schlepplift. Die ursprünglich angedachte Verdopplung wurde letztlich nie verwirklicht. Stattdessen wir die ehemalige Talstation heute als Garage für die Sesselbahn genutzt, die Bergstation dient wie so oft am Jakobshorn als Halterung für ein Werbeplakat.

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Strecke der Sesselbahn Usser Isch mit Schneekanonen-Armada.

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Impressionen der Sesselbahn Usser Isch.

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Um die Mittagszeit geht es wieder einmal zur Ischalp.

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Dabei fällt der Blick auf die Sesselbahn Brämabüel. Warum sie nicht fährt, bleibt an diesem Tag ein grosses Fragezeichen.

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Daher geht es gleich wieder aufs Jakobshorn hinauf und ein weiteres Mal hinab über die genial zu fahrende, steile Nordabfahrt.

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Nach der Mittagsrast auf der Clavadeler Alp geniesse ich die griffigen Kunstschneepisten in der Nachmittagssonne. Auch wenn das Jakobshorn in Sachen Infrastruktur eigentlich ein Paradebeispiel für ein Industrieskigebiet ist, sind die Pisten für solch ein Skigebiet ungewöhnlich gut. Im Gegensatz zu vielen anderen Gebieten dieser Kategorie sind die Abfahrten naturbelassen und an vielen Stellen schön coupiert. Genau so hatte ich den Berg noch von meinem Besuch vor mittlerweile zwölf Jahren in Erinnerung und es freut mich, dass sich daran in der Zwischenzeit nichts geändert hat. Bei viel Betrieb sieht es sicher anders aus. Doch an Tagen wie heute, wenn man die Kuppen wunderbar zum Abheben nutzen kann, ist das Fahren äusserst genussvoll.

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Abfahrt am Usser Isch mit Davos im Talgrund.

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Für einen echten Seilbahnfan darf natürlich auch eine Fahrt mit der Güggelbahn nicht fehlen. Sie bringt mich zum Gipfel und wieder zur Nordabfahrt. Es ist wirklich schön, dass dieses Schmuckstück aus dem Jahr 1960 in dem sonst so modernen Anlagenpark noch Bestand hat. Lediglich die allgegenwärtige und aufdringliche Werbung nervt gewaltig. Aber zum Glück kann man sie wenigstens auf den Fotos wegretouchieren ;).

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Mal wieder unterwegs auf der oben exponierten und weiter unten schattigen Nordabfahrt. Genau so stelle ich mir eine Gipfelabfahrt vor!

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Im Sonnenuntergang gibt die Güggelbahn erst recht eine gute Figur ab.

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Stimmung am Ende eines wunderbaren Skitags.

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Gegen 16.15 Uhr im Tal angelangt ist es längst schattig, doch ein paar Fotos vom Bolgenskilift dürfen natürlich nicht fehlen. Gerne wird auch heute noch behauptet, der Schlepplift sei nach wie vor der älteste der Schweiz. Mit dem Original von 1934 hat diese Oehler-Anlage von 1967 allerdings herzlich wenig gemeinsam. Dennoch handelt es sich um einen schmucken Oldtimer.

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Der Vollständigkeit halber sei auch noch der Schlepplift Geissloch erwähnt und fotografisch festgehalten – trotz Schneemangel.

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Und mit einem letzten Blick auf die Luftseilbahn Davos-Ischalp beende ich die Berichterstattung aus Davos. Mögen die Weihnachts-Massen kommen. Ich verstecke mich dann, bis es im Januar geschneit hat ;-) .

Technische Daten aller Anlagen
Fotogalerie mit zahlreichen weiteren Aufnahmen

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