Mit der Fähre über die Cookstraße zur Südinsel

Irgendwie stellt sich an diesem Morgen ein etwas merkwürdiges Gefühl ein. Nun heißt es Abschied nehmen von der neuseeländischen Nordinsel, die ich am Nachmittag mit der Fähre von Wellington nach Picton verlassen werde. Auch wenn es kein großer Sprung zur Südinsel ist und ich mich ja nach wie vor in Neuseeland befinde, ist es eben doch ein erster großer Teil meiner Reise, der sich dem Ende neigt. Auch wenn gerade einmal ein Drittel meiner Reisetage verstrichen ist. Wer weiß schon, ob ich diesen Landstrich jemals wieder betreten werde? Andererseits freue ich mich aber auch, nun endlich zur Südinsel aufzubrechen, denn diese stellt den eigentlichen Grund für meine weite Reise dar. Hochalpine Landschaften, schroffe Gipfel, spektakuläre Gletscher und prächtige Herbstfarben erhoffe ich mir von den nächsten vier Wochen, bis ich am 28. April von Christchurch nach Melbourne weiterfliege.

Verregneter letzter Vormittag auf der Nordinsel

Der heutige Tag stellt dagegen einen eher unspektakulären, reinen Übergangstag dar. Bis um 14.45 Uhr die Fähre in See sticht, ist zwar auf den ersten Blick noch viel Zeit. Doch da ich mindestens eine Stunde vorher am Terminal sein muss, bleibt eigentlich nur noch der Vormittag, um etwas zu unternehmen. Dieser ist allerdings zunächst völlig verregnet, sodass sich die Lust auf weitere Erkundungen im Raum Wellington in Grenzen hält. Stattdessen erledige ich noch einige organisatorische Dinge, um für die Südinsel gut gerüstet zu sein. In Johnsonville, einem nördlichen Vorort von Wellington und nahe meines Campingplatzes der letzten beiden Nächte gelegen, suche ich einen Supermarkt auf, ehe ich trotz erstaunlicherweise wieder sehr teurem Benzin noch einmal volltanke. In den ländlichen Gegenden der Südinsel, die ich in den nächsten Tagen durchfahren werde, wird das Benzin kaum billiger sein.

Auf dem Supermarktparkplatz werfe ich einen Blick auf die ernüchternde Wetterprognose für die nächsten Tage. Der heutige Freitag fällt auf der Südinsel ebenfalls völlig ins Wasser und auch der morgige Tag soll nur bedingt besser sein. Hoffnung macht dann aber doch, dass zumindest ab Sonntagnachmittag das Wetter bis Mitte nächster Woche relativ gut sein soll. Aber wie ich inzwischen weiß, sind diese Prognosen in Neuseeland mit höchster Vorsicht zu genießen. Es bleibt mir nichts anderes übrig, als es zu nehmen wie es kommt.

Warten am Fährterminal

Da ich mit dem angebrochenen Tag nun auch nichts besseres mehr anzufangen weiß, breche ich frühzeitig zum Fährterminal auf und checke dort gegen 13 Uhr als eines der ersten Fahrzeuge ein. Dann ist das große Warten angesagt. Bis die Fähre planmäßig um 14.45 Uhr abfährt, muss noch einige Zeit verstreichen. So blättere ich ein wenig in meinem Reiseführer, während sich draußen langsam auch die Sonne wieder ein wenig zeigt. Nachdem sich um 14.30 Uhr aber immer noch nichts rührt, werden die Gesichter auch bei den anderen Wartenden immer ratloser.

Fähre im Hafen von Wellington

Das Schiff hat schon vor über einer Stunde angelegt, die nordwärts fahrenden Fahrzeuge sind längst verschwunden, aber irgendwie sind keine rechten Fortschritte beim Verladen der Fahrzeuge erkennbar. Lediglich einige eifrige Mitarbeiter der Fährgesellschaft fahren unermüdlich Lastwagen-Anhänger hin und her. Erst um 14.50 Uhr ist es dann endlich soweit. In gemächlichem Tempo geht es über eine Rampe in den riesigen Laderaum des Schiffes, wo ich kurze Zeit später mein Auto abstelle und mit Rucksack bestückt auf einem der oberen Decks einen Platz finde. Auch wenn der Laderaum rappelvoll ist, bleiben im Passagierbereich die meisten Plätze leer.

Bye, bye, Wellington

Um Viertel nach drei, also mit einer halben Stunde Verspätung, sticht die Fähre endlich in See, nachdem sich der Kapitän aufrichtig für die Unannehmlichkeiten entschuldigt hat und uns eine Ankunft um 18.15 Uhr in Picton verspricht. Ich nutze die Zeit während der Fahrt zunächst für ein paar Videos und die letzten Blicke auf die Nordinsel, ehe ich mich wieder meinem Reiseführer widme und ein paar spannende mögliche Wanderungen für die nächsten Tage heraussuche. Rund drei Stunden nimmt die Fahrt in Anspruch, wobei ein Drittel durch die Bucht vor Wellington führt, ein Drittel über die Cookstraße über das offene Meer und das letzte Drittel durch den Queen Charlotte Sound, einem Fjord der östlichen Marlborough Sounds.

Ursprünglich habe ich mir den Weg über das offene Meer deutlich weiter vorgestellt, sodass ich erstaunt bin, dass auf einem guten Teil der Strecke sowohl die Küste der Nord- als auch die der Südinsel gleichzeitig ins Sichtfeld rücken. Die See ist auch auf dem offenen Meer ruhig und nur wenige Male fällt überhaupt nur ein Hauch von Wellengang auf dem Schiff auf. Deutlich weniger optimal sieht es dagegen beim Blick nach oben aus, denn das Wetter wird, je näher ich der Südinsel komme, zusehends schlechter.

Hinter der Cookstraße warten die Fjorde der Marlborough Sounds

Das Wetter wird zusehends schlechter

In Picton angekommen werde ich von leichtem, aber beständigem Regen empfangen. Wenn das mal hoffentlich kein schlechtes Omen für die nächsten Wochen ist! Aufgrund der fortgeschrittenen Uhrzeit und des unwirtlichen Wetters verzichte ich auf der kurzen Fahrt zu meinem nächsten Camping-Domizil auf ausgedehnte Fotostopps. Das Wetter ist einfach zu ärgerlich, denn von der kurvenreichen Straße zwischen Picton und Havelock bietet sich fast auf der ganzen Strecke ein Blick auf die angrenzende Fjordlandschaft. Gegen 19 Uhr treffe ich auf einem Campingplatz in der Momorangi Bay ein, einer kleinen Bucht direkt an der Straße, wo angeblich auch des Öfteren Delfine gesichtet werden. Scheinbar haben die Tiere aber genauso wenig Freude am Wetter wie ich, denn auch bei genauem Hinsehen kann ich keinen Meeressäuger ausfindig machen. Da es dann auch recht schnell eindunkelt, ziehe ich mich in meinen Camper zurück und hoffe auf eine angenehme erste Nacht auf der Südinsel.

Ein Fjord der Marlborough Sounds

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