So wie der letzte Tag aufgehört hat, so beginnt auch der Morgen am Campingplatz Skagen wieder mit strahlendem Sonnenschein. Obwohl das eigentlich immer ein Zeichen ist, es nicht allzu gemütlich anzugehen, kann ich mir ein wenig Zeit lassen. Das Programm für heute zieht sich wieder wie gestern bis spät in den Abend hinein. Dennoch verliere ich mehr Zeit als geplant, als ich über 20 Minuten darauf warten muss, bis endlich eine Dusche frei wird. Warum ein Campingplatz mit rund 120 Stellplätzen genau zwei Duschen pro Geschlecht hat, bleibt wohl ein Geheimnis. Genau so, was um alles in der Welt man anstellen muss, um 20 Minuten lang unter der Dusche zu verbringen!?
Wanderung auf den Holandsmelen
Meine Route führt mich heute zunächst ein kurzes Stück auf der E10 in Richtung Norden, bis ich bei Offersøy auf eine Seitenstraße nach Utakleiv abbiege. Dort treffe ich kurze Zeit darauf einen zu meinem Erstaunen fast völlig leeren Parkplatz am Beginn des Wanderweges auf den Holandsmelen an. Diesen Gipfel möchte ich heute noch besteigen, bevor ich die Lofoten wieder verlasse und am Abend zurück in Narvik sein will.
Der Weg verläuft anfänglich durch den Wald, der aber schnell lichter wird. Nach einem guten Kilometer mündet der Weg in eine wieder einmal nahezu unbegehbare, da völlig durchweichte Wiese. Noch schlimmer als das ständige Versinken im Schlamm sind allerdings Dutzende Mücken, die mich permanent umschwirren und auf meinem Weg begleiten. Zum Glück keine stechenden Exemplare, aber dennoch sehr nervig. Irgendwann habe ich genug und entschließe mich dazu, nicht auf den Gipfel, sondern nur noch bis zu einem nahegelegenen Aussichtspunkt zu laufen. Von dort aus kann ich immerhin ein paar nette Fotos schießen.
Über Valberg nach Svolvær
Um die Mittagszeit bin ich wieder zurück am Auto und lege dort noch eine kleine Rast ein, bis ich wieder ein wenig getrocknet bin. Die Sonne sorgt für eine gefühlt brütende Hitze, die ich einfach nicht mehr gewohnt bin. Nicht zuletzt aus diesem Grund lege ich das Kapitel „Wandern auf den Lofoten“ daher etwas halbfertig ad acta und lege auf dem weiteren Weg nur mehr kürzere Fotostopps ein. Zu sehen gibt es auch vom Talboden aus genug, gerade auf der etwas abgelegen Route über Valberg, die ich statt der E10 in Richtung Svolvær nehme.
Immer wieder lege ich Pausen ein, immer wieder gibt es Dinge zu fotografieren, und immer wieder bieten sich Perspektiven, die ich mir so auf dem bewölkten Hinweg nicht erträumt hätte. So dauert es schließlich doch bis 20 Uhr, ehe ich den Ort Bjerkvik erreiche. Hier teilt sich der Weg auf in die Nordroute Richtung Tromsø und die E6 in Richtung Narvik und Riksgränsen in Schweden. In Bjerkvik kaufe ich mir eine Art Hotdog zum Abendessen, der aber nicht mal als Vorspeise taugt. So biege ich kurz darauf noch einmal zu einer Tankstelle ab, wo ich mir noch einen Hamburger kaufe. Die Kassiererin ist etwas erstaunt, als ich die größte Variante mit 250g bestelle, und dann auch noch alle Beilagen haben möchte. Natürlich wieder zu einem gesalzenen Preis, aber hey, irgendwie muss ich ja mal satt werden. Und morgen in Schweden gibt es dann hoffentlich auch wieder einmal etwas Gesundes.
Mit der Seilbahn zum Narvikfjellet
Gegen 21 Uhr und wiederum um 43 Kronen Maut für die neue Brücke in Narvik ärmer erreiche ich mein Domizil für heute Abend, die Seilbahn zum Narvikfjellet. Auf diesem Parkplatz stand ich am Sonntag ja bereits schon einmal. Damals entschied mich dazu, bei dem bewölkten Himmel doch nicht hochzufahren und abzuwarten, ob sich nicht noch ein besseres Wetterfenster ergibt. Nun weiß ich, es war die einzig richtige Entscheidung. Die Sonne scheint noch immer, hier und da gibt es ein paar schöne Schleierwolken. Perfekte Bedingungen für Sonnenuntergangsfotos!
Kurze Zeit später schwebe ich bereits mit einer der Kabinen der Seilbahn nach oben. Eine eher unspektakuläre Anlage, eine Gruppenumlaufbahn von Doppelmayr. Weder ästhetisch gelungen noch praktisch, wie alle Gruppenumlaufbahnen. Mit jeder Anlage dieser Art wird mir klar, warum sich dieser Typus (zum Glück) nie wirklich durchgesetzt hat.
Jetzt im Sommer zum Wandern mag es noch okay sein, aber zum Skifahren im Winter – die lange Fahrzeit, das Warten auf die Kabinen, der Stopp in der Streckenmitte – nervig. Dann doch lieber gleich eine richtige Pendelbahn. Die sind praktischer, schöner anzusehen und oben drauf noch um Längen fotogener. Vor allem, wenn ich mir vor Augen führe, was die Bahn ersetzt hat. Eine der seltenen Müller-Seitwärtssesselbahnen, mit denen mir eine Fahrt nie vergönnt war. Die letzte am Hochstuckli habe ich 2005 um wenige Monate verpasst.
Mitternachtssonne über Narvik und dem Ofotfjord
Aber es hilft ja nichts, jetzt muss ich eben die Anlage nehmen, die da ist. Auf jeden Fall entschädigt die atemberaubende Aussicht von der Bergstation. Der Blick auf den Fjord, die umliegenden teils noch schneebedeckten Berge und die untergehende Sonne ist sagenhaft. Einzig das optisch nur eingeschränkt ansehnliche Narvik selbst stört den Blick ein wenig. Viel störender sind aber wie schon heute Morgen auf den Lofoten die unglaublichen Mückenschwärme hier oben. Und diesmal sind es nicht nur die penetranten Stubenfliegen, sondern auch jede Menge Stechmücken. Obwohl es eigentlich noch viel zu warm ist, ziehe ich daher einen Pullover samt Kapuze über, um möglichst viel Haut zu bedecken. Meine Taktik geht schlussendlich auf. Obwohl sich die Viecher auch über Hände und Gesicht hermachen, entgehe ich jeglichen Stichen.
Bis gegen 23.30 Uhr halte ich mich am Berg auf und fotografiere die Seilbahn sowie die umliegenden Anlagen mit reinem Winterbetrieb und die Aussicht aus allen denkbaren Perspektiven. Bis ich ein paar wirklich zufriedenstellende Aufnahmen im Kasten habe. Danach ist es Zeit, mit der Bahn wieder ins Tal zu schweben. Geöffnet ist sie zwar noch bis um 1.00 Uhr, aber morgen früh wartet bereits die nächste Seilbahn. Und diesmal mit der Brändle-Sesselbahn in Abisko auch eine technisch hochinteressante. So stelle ich mich gegen Mitternacht auf einen von der Straße etwas abgelegenen Parkplatz in der Nähe des Brückenneubaus und gehe nach einem langen Tag endlich zu Bett.
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Felix ist Fotograf und Autor, spezialisiert auf Landschafts- und Reisefotografie und zu Hause im Saarland und der ganzen Welt. Wenn er nicht gerade in der Natur oder den Bergen unterwegs ist, schreibt er hier über seine Reisen, die Fotografie oder über sein liebstes Fortbewegungsmittel, die Seilbahn.