Nächtlicher Spaziergang über das Singapore Street Circuit

Schon um 6.50 Uhr muss ich an diesem letzten Morgen in Australien aus den Federn. Diese Fliegerei ist einfach so umständlich. Obwohl mein Flug erst um 11 Uhr Ortszeit abheben soll, muss ich schon dreieinhalb Stunden vorher mit dem Flughafenshuttle aufbrechen, um pünktlich vor Ort zu sein. Immerhin klappt der Transfer um 7.45 Uhr aber reibungslos, sodass ich bereits 20 Minuten später mein Gepäck am Schalter aufgeben kann. Schnell trinke ich noch meine aufgefüllte Wasserflasche aus, um schon einmal etwas Flüssigkeit zu tanken, ehe ich mich frühzeitig zur Handgepäckkontrolle begebe und die restliche Zeit direkt am Gate 61 verbringe, wo um 10 Uhr der Gang an Bord beginnen soll.

Unterdessen überbrücke ich die Wartezeit damit, den Aufenthalt in Singapur ein wenig zu planen. Auch wenn, oder gerade weil es nur zwei volle Tage sind, will ich möglichst viele Sehenswürdigkeiten besuchen. Dank meines Kombitickets von Flug und „Stopover“-Aufenthalt von der Airline habe ich zu den meisten Attraktionen kostenlosen Eintritt und kann mir daher Singapur recht entspannt anschauen. Angeblich muss ich mich am Flughafen nur an dem entsprechenden Schalter melden, der mir das Ticket dann übergibt und auch meinen Transfer zum und vom Hotel organisiert. Ich bin gespannt, ob das wirklich alles so funktioniert.

Bye, bye, Sydney

Mein Flieger hebt pünktlich um 11 Uhr von der Startbahn in Sydney ab und nimmt nach einer Linkskurve Kurs in Richtung Singapur. Heute sitze ich neben Max, einem äußerst gesprächigen Australier, der für eine Konferenz nach Singapur fliegt. Auch wenn ich heute im Gegensatz zu dem Flug zwischen Christchurch und Melbourne wieder in den Genuss eines Bildschirms mit Unterhaltungsprogramm komme, verzichte ich auf die ungeahnten Mengen an Filmen. Stattdessen genieße ich den Ausblick auf das Burragorang Valley, das ich ja bereits vor einigen Tagen besucht habe, die Blue Mountains und schließlich das Outback Australiens, bevor wir den Kontinent im Nordosten verlassen und über das offene Meer steuern.

Hoch über dem australischen Outback

Mittagessen hoch über der Javasee

Das servierte Mittagessen ist geschmacklich wie schon beim Hinflug ausgezeichnet. Heute gibt es ein thailändisches Currygericht mit Reis. Allerdings wieder eine Portion für den hohlen Zahn. Dass nicht jeder 500 Gramm Nudeln oder ein entsprechendes Äquivalent essen kann, sehe ich ein, aber bei den Portionen ist man hinterher hungriger als vorher! So bin ich nicht traurig darüber, dass etwa zwei Stunden vor der Landung hoch über der Javasee noch ein kleiner Happen Nudeln mit Bolognesesauce serviert wird, der mein Loch im Magen etwas verkleinert.

Lustlose Begrüßung in Singapur

Aufgrund zahlreicher Gewitter, die sich in der Region südlich von Singapur türmen, muss das Flugzeug mehrere kleinere Umwege in Kauf nehmen, sodass sich unsere Ankunft von ursprünglich 16.50 Uhr um etwa zehn Minuten nach hinten verschiebt. Das ist insofern aber kein Problem, da die Ankunft im Flugplan ohnehin erst auf 17.35 Uhr festgelegt ist. Tatsächlich stehe ich dann gegen halb sechs vor dem Schalter der Immigrationsbehörde, die sich allerdings im Gegensatz zu Neuseeland und Australien hier nicht gerade durch Freundlichkeit auszeichnet. Der Beamte ist nicht mal im Stande, ein „Hello“ oder ähnliches über seine Lippen zu kriegen, als ich ihm meinen Reisepass und meine ausgefüllte Ankunftskarte übergebe.

Mit betonter Lustlosigkeit knallt er den Stempel auf den Pass, drückt mir selbigen wieder in die Hand und zeigt mir mit einem kurzen Nicken an, dass ich weitergehen soll. Meinen Koffer erhalte ich diesmal erstaunlich früh, sodass ich gleich in Richtung Ausgang marschiere, wo ich aber ins Stocken gerate. Soll ich durch den grünen oder durch den roten Gang? Zu deklarieren habe ich ja eigentlich nichts, ist nur die Frage, ob sich der Zoll für meine Kameraausrüstung interessiert? Ich frage einfach mal nach und werde dann freundlich zum Kofferscan geschickt. Der verläuft aber ohne Beanstandungen und so stehe ich kurz darauf in der Ankunftshalle des Changi International Airport.

Mit dem Flughafenshuttle in die Innenstadt

Eigentlich soll hier gemäß meiner Unterlagen eine Person stehen, die den ankommenden Touristen weiterhilft, diese ist aber nirgendwo auszumachen. Glücklicherweise finde ich aber recht schnell den entsprechenden Schalter des Singapore Stopover Program, an dem ich tatsächlich problemlos meine Eintrittskarte für die Attraktionen in Empfang nehmen kann und mein Transfer zum Hotel organisiert wird. Am Freitag werde ich dann um 10.30 Uhr in der Lobby des Hotels wieder aufgegabelt. Das hört sich schon mal gut an. Wenig später trifft der Fahrer ein, der ein paar andere Fluggäste und mich in Richtung Innenstadt fährt.

Eigentlich beträgt der Weg zu meinem Hotel nur rund zehn Kilometer, trotz relativ wenig Verkehr benötigen wir aber eine Ewigkeit, bis der Bus endlich anhält. Natürlich aber noch nicht an meinem Hotel, sondern an einem anderen, wo zwei der insgesamt fünf Fahrgäste aussteigen. Ein Blick auf mein Handy zeigt, dass wir uns nun ganz am anderen Ende der Stadt befinden, weshalb es noch einige Zeit dauern wird, bis ich endlich die Gelegenheit haben werde, etwas zu essen und zu trinken. Die vom Fahrer gewählte Route ist mir in der Folge irgendwie unerklärlich, fahren wir doch ständig im Kreis und kommen erst eine knappe Stunde nach Aufbruch vom Flughafen endlich an. Die beiden anderen Fahrgäste, zwei Australier auf dem Weg nach Paris, sind von der Irrfahrt ebenso genervt wie ich.

Endlich Wasser!

Im Hotel angekommen muss ich noch eine weitere Viertelstunde an der Rezeption warten, bis ich endlich meine Zimmerkarte in den Händen halten kann. Zimmer 1400 ist mein für die nächsten drei Nächte. Denke ich zumindest. Natürlich funktioniert die Karte nicht, als ich am Zimmer ankomme. Also wieder zurück zur Rezeption, reklamieren und einen erneuten Versuch starten. Inzwischen ist es 19.30 Uhr und damit bin ich zwei Stunden unterwegs, seit ich den Flughafen verlassen habe. Immerhin stehen aber zwei kostenlose Flaschen Mineralwasser auf dem Zimmer, sodass ich zumindest einmal meinen Durst löschen kann.

Auf der Suche nach etwas Essbarem finde ich ein nahegelegenes Einkaufszentrum mit unzähligen Restaurants. Dort hebe ich zunächst schnell ein wenig Bargeld ab, springe in einen kleinen Supermarkt, wo ich mir mein Frühstück für morgen zusammenstelle und gehe daraufhin in das erstbeste Restaurant, weil ich schlichtweg keine Lust mehr habe, großartig nach etwas zu suchen. Dort esse ich irgendein lokales überbackenes Reisgericht, dessen Zutaten nicht alle ganz eindeutig definierbar sind, geschmacklich ist es aber recht gut. Allerdings, nicht ganz unerwartet, ist es leider wieder bei weitem keine Portion, von der ich satt werde.

Daher gehe ich noch in die gegenüberliegende Bäckerei und kaufe mir dort ein „French Baguette“. Das Brot hat ungefähr die Konsistenz einer Meringue und den Geschmack von Pappe, aber als Magenfüller taugt es ganz ordentlich. Für morgen muss ich mir aber doch etwas anderes überlegen.

Singapur bei Nacht

Wieder zurück im Hotel könnte ich eigentlich schon gerade in die Dusche gehen, denn das Klima hier macht mir schon auf den gerade einmal hundert Metern Fußweg zu schaffen. Allein nur schon vom Herumstehen läuft mir der Schweiß durch das Gesicht. Und das obwohl heute Abend regelrecht arktische Temperaturen von nur 27° C herrschen. Wie wird das erst morgen, wenn tagsüber bis zu 32° C erreicht werden? Mich bestärken die Erlebnisse jedenfalls, Singapur hauptsächlich bei Nacht zu erkunden. Bessere Fotogelegenheiten ergeben sich im Dunkeln sowieso und eventuell hält man es dann wenigstens halbwegs ohne gravierenden Flüssigkeitsverlust aus. Jetzt habe ich heute schon vier Liter getrunken und fühle mich immer noch, als wäre ich am verdursten.

Nichtsdestotrotz möchte ich natürlich schon heute Abend in die Stadt aufbrechen, um eine erste Erkundungstour zu machen und ein paar schöne Fotomotive ausfindig zu machen. Mein Hotel befindet sich nahe des Stadtzentrums rund um das Hafengelände Marina Bay, sodass ich die berühmtesten Sehenswürdigkeiten Singapurs problemlos zu Fuß erreichen kann. Nur rund 200 Meter sind es, bis ich die Singapore Art Gallery erreiche, die um diese Zeit zwar schon geschlossen ist, aber schön beleuchtet von außen auch ganz interessant anzuschauen ist.

Hafenanlage Marina Bay

Die historische Anderson Bridge

Mein erstes Ziel ist die historische Anderson Bridge, die im südlichen Teil des Hafenbeckens anzutreffen ist. Direkt neben dem Fullerton Hotel gelegen ist sie mir insbesondere deshalb seit Jahren ein Begriff, da sie Teil der Formel-1-Rennstrecke ist, die hier durch das Hafengelände führt. Es kommt mir vor, als sei es erst gestern gewesen, als ich im September 2008 bei der Premiere des Nachtrennens von Singapur die ersten Bilder dieser Brücke gesehen habe. Damals habe ich keinen Gedanken daran verschwendet, hier selbst einmal irgendwann zu stehen – und nun laufe ich, knapp acht Jahre später, über genau diese Brücke.

Obwohl ich gerade erst zehn Minuten unterwegs bin, stehe ich schon komplett unter Wasser, als ich den Aussichtspunkt „Merlion“ erreiche, wo sich unzählige Touristen aufhalten und den Blick auf das Hafenbecken, das Riesenrad „Singapore Flyer“ und die markanten drei Türme des Marina Bay Sands Hotel genießen. Hier hält man es dank eines lauen Abendwindes immerhin halbwegs aus, sodass ich meine Kamera auspacke und mit dem Fotografieren beginnen will. Damit muss ich dann allerdings noch rund zehn Minuten warten, denn nicht ganz unerwartet beschlagen erst einmal sämtliche Gläser und Bildschirme aufgrund des Temperatur- und Feuchtigkeitsunterschieds zum Hotelzimmer.

Beleuchtete Anderson Bridge mit der Skyline von Singapur

Lasershow am Marina Bay Sands Hotel

Während ich entlang des Fußwegs durch den Hafen schlendere, beginnt an dem erwähnten Marina Bay Sands Hotel eine Lasershow, die wohl auch der Grund für die vielen Schaulustigen ist. Die recht imposante und mit Musik unterlegte Darstellung beschert mir noch einmal einige schöne Motive, bevor ich in Richtung Singapore Flyer aufbreche. Dieses Riesenrad, von dem aus man eine wunderbare Aussicht auf die Stadt genießt, will ich zwar erst morgen Abend besuchen, aber ein wenig möchte ich die Gegend doch schon heute erkunden.

Marina Bay Sands Hotel bei Nacht

Lasershow am Marina Bay Sands Hotel

Eine Runde über das Singapore Street Circuit

Insbesondere lasse ich es mir natürlich auch nicht nehmen, einen Gang über die Start- und Zielgerade sowie durch die Boxengasse der Rennstrecke zu machen. Dieser Bereich der Strecke führt nicht über normale Straßen, sondern ist ausschließlich dem Rennsport vorbehalten. Aus diesem Grund sieht die Umgebung hier auch deutlich mehr nach Motorsport aus als im Albert Park in Melbourne.

Boxengasse des Singapore Street Circuit

Singapore Flyer

Da es inzwischen 23 Uhr Ortszeit ist, mache ich mich nach einer Aufnahme des Singapore Flyers auf den Weg zurück in Richtung Hotel. Unterwegs lege ich noch einen Abstecher ein und betrete die Aussichtsplattform des Merlion Points, die mir auf dem Hinweg bei der Lichtshow zu voll war. Ein paar Gespräche mit anderen Touristen über meine Fototätigkeit sorgen dann dafür, dass ich erst gegen Mitternacht wieder im Hotel ankomme, wo ich erst einmal eine wohltuende Dusche nehme und schließlich todmüde ins Bett falle. Immerhin bin ich aufgrund der zwei Stunden Zeitverschiebung inzwischen auch 20 Stunden wach. Wie gut, dass ich morgen erst einmal ausschlafen kann.

Hafenanlage Marina Bay

3 Gedanken zu „Nächtlicher Spaziergang über das Singapore Street Circuit“

  1. Hallo Felix, genieße „die letzten Stunden“ am anderen Ende der Welt, sag‘ dann leise servus … und komm gut zurück in die Heimat. Ich kenne hier „ein paar Leute“, die sich wie Bolle auf Freitagabend freuen :) ?????
    Und auch wir freuen uns, Dich an alt bekanntem Ort wiederzusehen.
    Alles Liebe, guten Flug … und bis bald
    Sabine

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