Skifahren hat in der Schweiz eine jahrhundertlange Tradition. Spätestens seit Mitte des 20. Jahrhunderts ist der Skisport aus den Bergen nicht mehr wegzudenken. Zu den Hochzeiten der Alpenerschliessung gab es kaum ein Tal, das nicht mit dem Bau einer seilgezogenen Aufstiegshilfe liebäugelte. Und manch ein Pionier suchte nach Wegen, die Skisaison auch auf den Sommer auszudehnen.
Skifahren im Sommer – ein Traum, der dank der Entwicklung der modernen Luftseilbahn ab den 1950er Jahren Wirklichkeit wurde. Bis heute verbindet man mit dem Begriff Sommerski klingende Namen wie Zermatt oder Saas-Fee. Doch im Laufe der Jahrzehnte siedelten sich unzählige weitere Sommerskigebiete in den Schweizer Bergen an. Viele auf namhaften Gipfeln, andere an heute völlig undenkbar erscheinenden Orten.
Zermatt-Plateau Rosa (1950er Jahre bis heute)
Das wahrscheinlich bekannteste Sommerskigebiet der Schweiz ist gleichzeitig auch das älteste des Landes. In Sichtweite zum Matterhorn zogen oberhalb von Zermatt bereits in den 50er Jahren die ersten Skifahrer auch in den Sommermonaten ihre Spuren in den Schnee. Doch es waren seinerzeit keine Gäste aus Zermatt, sondern ausschliesslich aus dem italienischen Breuil-Cervinia. Das Zermatter Skigebiet erstreckte sich seinerzeit nur bis zur heutigen Station am Schwarzsee.
Ein Zugang zum Theodulgletscher bestand noch nicht. Dieser war allerdings von italienischer Seite bereits seit Ende der 1930er Jahre über eine Luftseilbahn zur Testa Grigia erreichbar. So kam es, dass der auf Schweizer Boden liegende Bereich Plateau Rosa ab den 50er Jahren von den italienischen Betreibern mit einigen Gletscherliften bestückt wurde. Nicht weniger als sechs Anlagen waren es ein Jahrzehnt später.
Mitte der 60er Jahre folgte dann auch von Zermatter Seite ein Zugang zum Theodulgletscher über den Trockenen Steg. Am Furggsattel entstand der längste Gletscherschlepplift der Schweiz, zu Beginn der 70er Jahre folgte dann auch eine durchgehende Liftkette bis zur Testa Grigia. Erst mit der Eröffnung der Seilbahn auf das Klein Matterhorn im Dezember 1979 begann aber die vollständige Übernahme des Theodulgletschers durch die Zermatter. Im darauffolgenden Sommer erfolgte der Ersatz aller verbliebenen italienischen Tellerlifte durch neue Anlagen und das Skigebiet wurde bis auf den 3899 Meter hohen Gobba di Rollin erweitert. Bis heute ist dieser Punkt der höchste in den Alpen, der durch Seilbahnen erschlossen ist.
Durch den starken Rückgang des Theodulgletschers ab Ende der 90er Jahre ist das einstige Sommerskigebiet mittlerweile deutlich kleiner geworden. Nur noch die Hänge am Plateau Rosa sind ganzjährig befahrbar, während am tieferliegenden Furggsattel heute nur noch von Oktober bis Juni Skibetrieb möglich ist. Trotzdem ist Zermatt bezogen auf die Pistenkilometer auch heute noch das grösste Sommerskigebiet der Schweiz.
Bernina-Diavolezza (1959 bis 1998)
Auch im Kanton Graubünden begannen erste Überlegungen für Sommerski bereits in den 50er Jahren. Die Diavolezza war mit ihrer Lage unweit der Berninagruppe und ihrer Gletscher förmlich prädestiniert für ein Ganzjahresskigebiet. Bereits kurz nach der Eröffnung der Luftseilbahn und dem zugehörigen Berggasthaus in 3000 Meter Höhe folgte die Erstellung eines Schlepplifts unterhalb der Bergstation zum Sass Queder.
Mit 700 Metern Länge und 150 Höhenmetern konnte sich der Lift nicht mit dem Zermatter Skigebiet messen, erfreute sich aber grosser Beliebtheit. So grosser Beliebtheit, dass bereits ein Jahrzehnt später eine Parallelanlage erstellt werden musste. Der Gletscherrückgang sorgte jedoch auch hier dafür, dass sich das Terrain ab den 90er Jahren stark veränderte. Ein Betrieb der Schlepplifte war ab 1990 nicht mehr möglich, sodass beide durch eine Sesselbahn ersetzt wurden. Diese begann ein Stück weiter unterhalb, besass aber eine Zwischenstation für den Sommerbetrieb. Doch auch diese Lösung war letztlich nicht von grosser Dauer, denn 1998 sollte das letzte Jahr mit klassischem Sommerskibetrieb an der Diavolezza darstellen.
Fortan bemühte man sich um eine konsequente Vermattung der verbliebenen Gletscherreste während der Sommermonate. Dies sorgt dafür, dass auch heute noch große Teile des Schnees aus dem Winter die warme Jahreszeit überdauern können. Skibetrieb wird daher an der Diavolezza meist bereits ab Oktober angeboten.
Andermatt-Gemsstock (1963 bis 1970er Jahre)
1963 beförderte eine Luftseilbahn in zwei Sektionen die ersten Gäste von Andermatt auf den knapp 3000 Meter hohen Gemsstock. Bereits seit über drei Jahrzehnten konnte Andermatt zu diesem Zeitpunkt bereits mit Skipisten werben, doch der Gemsstock stellte eine neue Dimension dar. Auf den nordseitig abfallenden Gletschern war es während der ersten Betriebsjahre möglich, auch während des Frühsommers skizufahren. Wenngleich anders als in den meisten anderen Sommerskigebieten in Andermatt jedoch nie dedizierte Gletscherlifte für den Sommerbetrieb gebaut wurden.
Ein genaues Datum für den Ende des Sommerbetriebs für Skifahrer ist nicht bekannt, vermutlich war in Andermatt aber bereits in der zweiten Hälfte der 70er Jahre wieder Schluss mit Sommerski. Bis heute ist der Gemsstock aber auch in der schneearmen Zeit ein beliebtes Ziel für Ausflügler.
Silvaplana-Corvatsch (1964 bis 1992)
Schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts zählte das Engadin zu den wenigen Orten in der Schweiz mit seilgezogenen Aufstiegshilfen in die Bergwelt. Die südseitigen Hänge der Corviglia erfreuten sich schon früh zahlreichen Sonnenanbetern. Auch für Sommerskifreunde gab es mit der Diavolezza ab Ende der 50er Jahre bereits ein lohnendes Ziel.
Insofern ist es schon ein wenig erstaunlich, dass Luftlinie nur wenige Kilometer entfernt Mitte der 60er Jahre ein weiteres Sommerskigebiet entstand. Ende 1963 konnte die zwei Sektionen umfassende Luftseilbahn auf den Corvatsch eröffnet werden, im darauffolgenden Sommer erblickten dann zwei ausgewachsene Gletscherlifte und einige kleinere Ergänzungslifte das Licht der Welt. Ein Vierteljahrhundert lang waren die Pisten in 3300 Metern Höhe ganzjährig befahrbar, bevor Anfang der 90er Jahre der Gletscher so weit zurückgegangen war, dass kein Skibetrieb mehr möglich war.
Crans-Montana (1969 bis 1990er Jahre)
Auch im renommierten Ferienort Crans-Montana auf der Sonnenseite des Rhônetals gab es während vieler Jahrzehnte Sommerski. 1969 stellte eine Luftseilbahn den Zugang zur 3000 Meter hohen Plaine Morte sicher. Auf deren Rückseite bot ein Gletscher perfekte Bedingungen für ganzjähriges Skivergnügen. Zwei Schlepplifte auf der Nordseite und eine Anlage auf der Südseite waren während der folgenden Jahre mindestens bis in den Frühsommer geöffnet.
Vermutlich bis in die 90er Jahre wurde der Sommerskibetrieb auf der Plaine Morte aufrechterhalten. Auf Dauer konnte sich das kleine Sommerskiareal jedoch nicht gegen die nahegelegene Konkurrenz aus Zermatt und Saas-Fee behaupten. Vereinzelt erfolgte in späteren Jahren noch einmal eine kurzzeitige Öffnung der Schlepplifte an ausgewählten Tagen im Sommer, zuletzt 2016. Mittlerweile sind die Pisten auf der Nordseite auch im Winter nicht mehr erschlossen, da der Gletscherrückgang das Terrain zu stark verändert hat. Eine Neuerschliessung des Bereichs, der auch heute noch für Skilangläufer interessant ist, ist aber in Planung.
Engelberg-Titlis (1970 bis heute)
Nach der Erschliessung des Gemsstocks bedeutete die Eröffnung der Titlisbahn die Entstehung des zweiten Sommerskigebiets der Zentralschweiz. Drei Jahre nach der Einweihung der Gipfelbahn folgte ein erster, kurzer Schlepplift. Die Anlage erschloss nur eine einzelne, ebenso kurze Skipiste. Damit war das Gebiet verglichen mit anderen auf die Dauer nicht konkurrenzfähig. So erfolgte Mitte der 1980er Jahre ein erheblicher Ausbau mit zwei neuen Schleppliften am Rotstöckli und an der Rotegg. Fortan konnte der Titlis mit einem abwechslungsreichen Pistenangebot werben.
Der Schlepplift am Rotstöckli wurde 1999 sogar durch eine Sesselbahn ersetzt, die neben den Skisportlern auch als Gletscherrundfahrt von den anderen Titlis-Gästen rege genutzt wird. Mittlerweile sind die Pisten auf dem Gletscher nicht mehr ganzjährig geöffnet, der Skibetrieb reicht aber je nach Schneeverhältnissen auch heute noch vom Frühherbst bis in den Frühsommer. Damit weist der Titlis die längste Skisaison der Zentralschweiz auf.
Les Diablerets-Glacier 3000 (1971 bis 2004)
Blickt man auf die Seilbahnen, die vom Col du Pillon den Scex Rouge erschliessen, fragt man sich unweigerlich, wer auf die Idee gekommen ist, an dieser Stelle ein Skigebiet zu errichten. Inmitten senkrecht abfallender Felswände gelegen kann man sich kein skiuntauglicheres Gelände vorstellen.
Doch hinter den Wänden der Teufelshörner versteckt sich – vom Tal aus nicht sichtbar – der flach abfallende Glacier de Tsanfleuron. Das weitläufige Areal erwies sich als ideal für ein Sommerskigebiet, sodass kurze Zeit nach der Eröffnung der Luftseilbahnen ein erster Schlepplift entstand. Zwei weitere folgten in den 80er Jahren, eine zusätzliche Sesselbahn stellte fortan den Rückweg zur Seilbahnstation sicher.
Nach einer kompletten Restrukturierung des Gebiets Ende der 90er Jahre mit zahlreichen neuen Anlagen geriet der Betreiber in finanzielle Schwierigkeiten. Der Skibetrieb wurde aus diesem Grund, aber auch wegen des Gletscherrückgangs in den frequenzschwachen Hochsommermonaten eingestellt. Die Schlepplifte sind aber nach wie vor von Oktober bis in den Frühsommer in Betrieb. Sommerski ist also am Glacier 3000 eingeschränkt noch immer möglich.
Säntis (1970er Jahre)
Auch auf dem Hausberg der Ostschweiz existierte während der 1970er Jahre ein kleines Sommerskigebiet. Hierfür wurden jedoch keine zusätzlichen Anlagen errichtet, vielmehr diente ein kleines Firnfeld für Skivergnügen in der heissen Jahreszeit. Eine Öffnung dürfte jedoch nur vereinzelt nach schneereichen Wintern in den 70er Jahren möglich gewesen sein.
Mürren-Schilthorn (1970er Jahre)
Ob James Bond auch Sommerski am Piz Gloria betrieben hat, ist nicht überliefert. Doch zumindest während einiger Sommer in den 70er Jahren bot sich auch am Schilthorn im Berner Oberland die Möglichkeit zum Skifahren im Sommer. Zwei Seillifte erschlossen unterhalb des Gipfels ein Firnfeld, das sowohl im Frühsommer als auch im Herbst für den Skisport genutzt werden konnte.
Sustenloch (1970er bis 1980er Jahre)
Auf Urner Seite des Sustenpasses wurde während zweier Jahrzehnte ein kurzer Seillift betrieben. Unweit der Passstrasse gelegen stand die Anlage auf einem Firnfeld und erfreute sich trotz ihres überschaubaren Pistenangebots regem Besucherandrang. Vermutlich bis Ende der 80er Jahre dürfte der Seillift in Betrieb gewesen sein.
Steinlimigletscher (1971 bis 1974)
Abgesehen von dem erwähnten Seillift gab es in der Nähe des Sustenpasses für kurze Zeit noch ein zweites, wesentlich grösseres Sommerskigebiet. Dieses befand sich auf Berner Seite auf dem Steinlimigletscher. Grund für die Errichtung dieses neuen Skigebiets war der Wunsch des Schweizer Skikaders nach einer Trainingsmöglichkeit im Sommer. Bereits 1971 konnten die ersten Skifahrer am Steinlimigletscher an einem kleinen Seillift befördert werden. Im Jahr darauf folgte eine fest installierte Schleppliftanlage mit Bügeln. Obwohl von der Passstrasse bis zur Talstation des Schlepplifts ein längerer Aufstieg erforderlich war, fanden sich auch Freizeitsportler an den Hängen ein.
Schäden durch Lawinen im Winter und der hohe Betriebsaufwand auf dem spaltenreichen Gletscher sorgten jedoch für ein schnelles Ende des Skigebiets. Nach nur drei Jahren beendete die Betreibergesellschaft den Betrieb des Schlepplifts. Die Infrastruktur wurde in der Folge weitgehend sich selbst überlassen, bis die Überreste 2014 in einer gross angelegten Aufräumaktion vom Steinlimigletscher entfernt wurden.
Saas-Fee-Egginerjoch (1977 bis 1984)
Anders als in Zermatt im Nachbartal begann das Skivergnügen in Saas-Fee erst verhältnismässig spät in den 1950er Jahren. Die Seilbahnen zur Erschliessung der Bergwelt glänzten fortan mit ihrem Blick auf die imposante Gletscherwelt, machten selbige aber nicht direkt zugänglich. Einzig die Längfluh-Seilbahn führte an den Rand des Feegletschers. Skifahren dürfte auf dem in diesem Bereich stark zerklüfteten Gletscher aber wohl auch damals nicht möglich gewesen sein.
Das erste Sommerskigebiet von Saas-Fee wurde daher erst in den 70er Jahren erschlossen. Als Zubringer diente die 1969 gebaute und bis heute bestehende Felskinn-Seilbahn. Unterhalb der Bergstation dieser Seilbahn kamen mehrere Schlepplifte in Richtung Egginerjoch und Morenia zum Stehen. Die Lifte öffneten in der Folge auch während der Sommermonate ihre Pforten. Ein Betrieb war jedoch immer nur solange möglich, wie die Piste zum Zwischeneinstieg der Felskinnbahn am Maste 4 befahrbar war.
Von grosser Dauer sollte das Sommerskivergnügen am Egginerjoch allerdings nicht sein. Der Rückgang der ohnehin kleinen Gletscher in diesem Bereich beschleunigte sich schon nach wenigen Jahren so stark, dass eine Öffnung im Sommer immer problematischer wurde. Mit der Eröffnung der unterirdischen Standseilbahn Metro Alpin bis in 3500 Meter Höhe konnte zudem 1984 ein Terrain mit weitaus mehr Zukunftssicherheit erschlossen werden. Ab dem Sommer 1985 fand das Sommerskifahren auf dem Allalingletscher eine neue Heimat. Die bestehenden Anlagen am Egginerjoch wurden in der Folge im Winter weiterhin betrieben. Einzig der Kamel-Schlepplift auf dem Hinterallalingletscher fiel in den 90er Jahren dem Gletscherschwund zum Opfer.
Laax-Vorab (1978 bis 1991)
Auch der renommierte Skiort Laax im nördlichen Teil des Kantons Graubünden wollte in den 70er Jahren in die Riege der Sommerskigebiete aufgenommen werden. Da der nächstgelegene Gletscher jedoch weit entfernt lag, musste während mehrerer Jahre erst einmal ein rund zehn Kilometer langes Zubringernetz an Seilbahnen erstellt werden.
1978 konnte schliesslich die letzte Etappe mit der ersten 6er-Kabinenbahn der Schweiz bis an den Rand des Vorabgletschers fertiggestellt werden. Im selben Jahr nahm auch ein Doppelschlepplift auf dem Gletscher bis in knapp 3000 Meter Höhe den Betrieb auf. Bereits zu diesem Zeitpunkt stand der untere Teil des Lifts jedoch nicht auf Eis. Eine Sesselbahn stellte daher einen zusätzlichen Zubringer dar, über die ein Zwischeneinstieg an den Schleppliften erreichbar war.
Wirklich erfolgreich war aber auch diese Lösung langfristig nicht. Der Betrieb im Hochsommer wurde daher bereits zu Beginn der 90er Jahre wieder aufgegeben. Fortan wurde die Saison immer weiter verkürzt. Ab der Jahrtausendwende konzentrierte man sich ausschliesslich auf eine frühe Öffnung im Oktober, inzwischen sind die Anlagen nur noch in den Wintermonaten in Betrieb.
Wengen-Jungfraujoch (1980er Jahre bis heute)
Von einem ausgewachsenen Sommerskigebiet am Jungfraujoch zu sprechen, ist eigentlich etwas übertrieben. Denn der Gipfel ist nun einmal viel eher für seine Aussicht, seine Zahnradbahn und seine Horden an vorwiegend asiatischen Gästen bekannt. Doch tatsächlich ist es am Jungfraujoch auch möglich, im Sommer skizufahren. Ein kurzer Seillift führt über den Jungfraufirn unweit des Bahnhofs der Zahnradbahn. Er misst jedoch keine 200 Meter Länge und ist dementsprechend nicht mehr als eine Attraktion für Sommerskineulinge.
Tortin-Mont Fort (1982 bis 1999)
Verbier zählt seit jeher zu den bekanntesten und nobelsten Skiorten der Alpen. Umso erstaunlicher ist es, dass es trotz der zahlreichen umliegenden Gletscher bis in die 80er Jahre dauerte, ehe ein solcher per Seilbahn erschlossen wurde. Der 3300 Meter hohe Mont Fort ist seit 1981 der höchste Gipfel der 4 Vallées, dem grössten Skigebiet auf Schweizer Boden. Ausgangspunkt des Skigebiets ist seinerzeit die Hochhaussiedlung Siviez. Ein direkter Zubringer von Verbier auf den Glacier des Gentianes besteht erst ab 1987 mit einer Luftseilbahn.
Zu diesem Zeitpunkt drehten bereits seit einigen Sommern zwei Schlepplifte auf dem Gletscher ihre Runden. Gemeinsam mit der Gipfel-Pendelbahn auf den Mont Fort eröffnete sich dem Sommerskigast ein stattliches Pistenareal. Ende der 80er Jahre erfolgte zur Kapazitätssteigerung sogar der Ersatz des längeren Schlepplifts durch eine neue Doppelanlage. Ein Jahrzehnt später musste der Betrieb dann jedoch im Sommer endgültig aufgegeben werden. Der Gletscherrückgang machte einen Betrieb der Schlepplifte im unteren Teil unmöglich. Bis 2006 waren sie noch im Winter in Betrieb, danach war ein Betrieb auch im Winter nicht mehr realisierbar. Die Luftseilbahn auf den Mont Fort ist aber nach wie vor in Betrieb.
Ähnlich wie in Crans-Montana wagte man nach dem schneereichen und kalten Frühling 2013 ein Sommerski-Revival. An einem Wochenende im Juni öffnete die Pendelbahn auf den Mont Fort auch für Skifahrer ihre Pforten. Doch es blieb bislang bei diesem einmaligen Ereignis.
Saas-Fee-Allalingletscher (1985 bis heute)
Nach dem eher durchwachsenen ersten Sommerski-Anlauf am Felskinn wagte Saas-Fee Mitte der 80er Jahre einen neuen Versuch. Mit der neuen, unterirdischen Standseilbahn Metro Alpin drang das Skigebiet im Winter 1984 bis in 3500 Meter Höhe vor – umgeben vom ewigen Eis des Allalingletschers. Bereits im darauffolgenden Sommer machte man sich den neuen Ausgangspunkt auch für den Sommerskisport zu Nutze. Ein kurzer Schlepplift wurde am unteren Ende des Gletschers als Rückbringer zum Stollen der Standseilbahn erstellt, sodass dem Sommerskigast satte 600 Höhenmeter Abfahrt zur Verfügung standen.
Zwei weitere Anlagen im oberen Bereich des Allalingletschers folgten in den Jahren 1986 und 1987. Beide Schlepplifte wurden mittlerweile durch Parallelanlagen ergänzt. Der Stollenlift als Rückbringer musste dagegen bereits Mitte der 90er Jahre wegen des Gletscherschunds wieder abgebaut werden. Seither beträgt die maximale Höhendifferenz des Sommerskigebiets nur noch rund 400 Meter.
Bis heute stellt der Allalingletscher die letzte Neuerschliessung eines Gletschers für Sommerski in der Schweiz dar. Und wahrscheinlich wird sich daran in naher Zukunft auch nichts ändern. Zweifelsohne wird es früher oder später wegen des Gletscherrückgangs notwendig sein, in noch höhere Regionen vorzudringen, um weiterhin ganzjährig Skibetrieb in den Alpen anbieten zu können. Doch ob das in Zeiten fortwährender Kritik an der Erschliessung neuer Gipfel und schwindender Popularität des Sommerskifahrens überhaupt noch möglich und wirtschaftlich sinnvoll sein wird, ist eine ganz andere Frage.
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Felix ist Fotograf und Autor, spezialisiert auf Landschafts- und Reisefotografie und zu Hause im Saarland und der ganzen Welt. Wenn er nicht gerade in der Natur oder den Bergen unterwegs ist, schreibt er hier über seine Reisen, die Fotografie oder über sein liebstes Fortbewegungsmittel, die Seilbahn.
Hallo, das ist ein sehr interessanter Artikel.
Eine Anmerkung zu Saas-Fee: Es handelt sich hier um den Feegletscher, nicht um den Allalingletscher. Der letztgenannte fließt Richtung Mattmarksee in der anderen Richtung.
Viele Grüße